Geschätzte Kundinnen und Kunden Nach über 25 Jahren schliessen wir Ende 2025 unser geliebtes Schuhgeschäft Reiem Schuh Sins. Diese Entscheidung fiel uns nicht leicht, denn wir blicken auf aufregende Zeiten mit unvergesslichen Erlebnissen und schönen Begegnungen zurück.
Kleiner Rückblick Als wir im März 2000 in unser Schuhabenteuer starteten, waren wir uns nicht sicher, ob die Sinser Bevölkerung hinter uns stehen würde. Wir fragten uns, ob der Bedarf an hochwertigen Schuhen wirklich vorhanden ist. Mit grosser Freude durften wir jedoch viele wunderbare Menschen in unserem Geschäft begrüssen und bedienen. Die strahlenden Kinderaugen, in die wir beim Verteilen von Ballons blicken durften, bleiben uns für immer in Erinnerung und versüssen uns jeden Tag.
Herzlichen Dank Wir möchten Ihnen, liebe Kundinnen und Kunden, von Herzen für die jahrelange Kundentreue danken. Ein besonderer Dank gilt auch unserer langjährigen Mitarbeiterin Ursi Grüter, die mit unermüdlichem Einsatz unsere Kunden bediente. Mit ihrem exzellentem Überblick über unsere Artikel und der kompetenten Beratung sorgte sie stets für das Wohl unserer Kunden. Ihre Leidenschaft und Hingabe für unseren Kundenservice waren eine grosse Bereicherung für unser Geschäft.
Wie geht es weiter? Ab dem 25. August starten wir unseren Räumungsverkauf! Alle Artikel werden zu stark reduzierten Preisen verkauft. Freuen Sie sich auf ein grosses Herbst-Winterprogramm für die gesamte Familie- hier findet sicherlich jeder die passenden Schuhe zu absoluten Schnäppchenpreisen. Wir freuen uns darauf, Sie noch einmal bei uns begrüssen zu dürfen, und hoffen, dass auch Sie einen tollen Schuh im Schlussverkauf bei uns finden.
Herzliche Grüsse Ihr Team von REIEM Schuh Sins Bahnhofstrasse 3, 5643 Sins info@reiem-schuh.ch www.reiem-schuh .eh Tel. 041 787 20 20
Dietwil 48 Schülerinnen und Schüler der ersten bis sechsten Klasse haben sich für den Ferienpass einge schrieben. In der ersten Augustwoche durften sie an den unterschiedlichsten Kursen teilnehmen.
Sechs engagierte Frauen aus dem Dorf organisieren bereits seit über zehn Jahren eine Ferienpasswoche für die Schüler. Auch dieses Jahr standen viele Ideen im Raum, und so organisierte das gut vernetzte Team unterschiedliche Kurse. Es wurde gebastelt mit allen möglichen Materialien, tierische Erlebnisse auf dem Ponyhof, dem Bauernhof oder im Tierpark genossen, Sportarten ausprobiert wie Golf, Bogenschiessen oder Seilziehen. Das sind nur einige aus der kunterbunten Vielfalt. Die interessierten Kinder konnten sich einschreiben und für den bezahlten Beitrag je acht Kurse wählen. Insgesamt konnten 26 Kurse durchgeführt werden, die einen aufgrund des grossen Andrangs sogar mehrfach. Drei dieser Kurse, die alle in Dietwil auf dem Schulhausplatz durchgeführt wurden, beweisen auf liebenswerte Art und Weise, wie viel Freude das Engagement des Ferienpassteams möglich macht.
Rund ums Velo Hochkonzentriert und voll bei der Sache waren die sieben Jungs, die am Veloflickkurs teilnahmen. Um den Tisch herum waren sie geschart und schauten dem Profi zu, wie er einen Velopneu von der Felge nahm und den Schlauch ersetzte. «An diesem Kurs lernen die Kinder zum einen die Grundbegriffe des Velos. Wie funktioniert der Antrieb, wie stelle ich die Übersetzung ein, was ist zu tun, wenn die Kette herausfällt oder ein Pneu platt ist», informiert Fredy Ceccon vom Velofachgeschäft, das den Kurs durchführte. Die Kinder lernten, wie ein Loch im Pneu oder Schlauch geflickt werden kann, wie man ein Velo richtig hinlegen soll, wenn es keinen Ständer hat und natürlich auch, wie man es richtig aufpumpen soll. Mit Velos aus dem Fachgeschäft durften sie einen Parcours abfahren. «Das haben die Fahrradhändler aufgebaut», erzählte die Betreuerin vom Ferienpass, Cecile Wieldraaijer. «Meine Mutter wollte, dass ich diesen Kurs besuche. Ich hätte nicht gedacht, dass es so cool ist», meint einer der Schüler. «Mein Velo war einmal kaputt und mein Vater hat es repariert. Und nächstes Mal muss ich es reparieren. Jetzt kann ich das», sagte ein weiterer kleiner Kursbesucher.
Makramee-Schlüsselanhänger Sie sassen um den Tisch und hörten aufmerksam zu. Die Knüpfkursleiterin Corina Rogger hatte, das benötigte Material mitgebracht. Da lagen grosse, unterschiedlich farbige Garnrollen auf dem Tisch. «Es braucht schon etwas dickeres Garn für einen Schlüsselanhänger>>, wusste auch die FerienpassVerantwortliche vor Ort, Cindy Schwarzenberger. Diverse fertig geknüpfte Anhänger zur Ansicht, einige Scheren und Kämme, Malerklebeband sowie Karabinerhacken lagen auf dem Arbeitstisch. Mit zwei langen Garnfäden startete das Abenteuer in die alte orientalische Knüpfkunst. Die Farbauswahl war individuell und der erste Knoten einfach erklärt: «Eine Vier legen, unten durch und oben drüber, die Chili-Fäden straff halten und wenn möglich immer gleich fest anziehen.»
« Diese Woche voller spannender Kurse ist so wertvoll für die Kinder.» IRIS ROHRER, FERIENPASS-TEAM
Wer das versteht, ohne es gesehen zu haben, der ist super. Die flinken Hände hielten das Garn, und flugs war der erste gezwirbelte Anhänger fertig. «Er ist so gedreht, weil wir den Knoten immer auf derselben Seite machten.» Insgesamt konnten die Schüler, je nach Arbeitstempo vier bis fünf Anhänger machen mit dem Abschlussknoten und mit ausgekämmten Fransen. Der einzige Junge neben den sieben Mädchen meinte: «AJso einen mache ich für Mami, einen anderen für den Veloschlüssel.» Es wurde auch rege darüber diskutiert, wie lange die geknüpfte Sache denn werden könne, damit das auch noch in der Hosentasche Platz hat.
Blumengestecke Zwei Kurse fanden direkt hintereinander statt. Jeweils sechs Mädchen wurden in die Geheimnisse des Blumensteckens eingeweiht. Die anwesende Kursleiterin und Floristin, Carla Elmiger, zeigte geduldig, welche Arbeitsschritte zu tun sind. Zur Verfügung standen diverse grüne Blätter für den Rand, Blumen wie zum Beispiel Löwenmäulchen, Steinnelken, Sonnenblumen, Hortensien oder Dalien in leuchtenden Farben. Die Kreationen durften sich sehen lassen. Als zweite Arbeit durften die Mädchen einen Loop mit Trockenblumen dekorieren. Dafür bekamen sie einen weissen Ring von zirka 15 Zentimeter Durchmesser, Deko-Floristik-Schnur und trockene Blüten und Blätter wie Lavendel, Eukalyptus, Schleierkraut und weitere. «Der fertige Loop eignet sich als Deko zum Aufhängen und kann jahrelang schön bleiben.» Die grösseren Schülerinnen, die nun den Übertritt in die Oberstufe machen, meinten zum Kurs: «Ich mache mir jetzt schon Gedanken darüber, was ich mal werden will. Etwas mit Blumen oder Tieren würde mir gefallen. Darum habe ich jetzt diesen Kurs gewählt.» Oder: «Blumen sind meine Lieblingspflanzen, darum mache ich diesen Kurs.» Iris Rohrer vom Ferienpassteam ist überwältigt von der gelungenen Woche. «Dank den vielen spontanen Sponsoren konnten wir spannende Kurse anbieten. Das ist so wertvoll für die Kinder.»
14. Juni 2025 – Das Fest begann mit den beliebten Familienspielen – und die Familie Baumann holte sich souverän den Sieg.
Auch die Kleinsten kamen nicht zu kurz: Eine Hüpfburg sorgte den ganzen Tag über für strahlende Kinderaugen und ausgelassenen Spass. Anschliessend kämpften die Vereine um Ruhm und Ehre. Wie jedes Jahr konnte sich der Ziistigs-Club durchsetzen und sicherte sich erneut den mit Bier gefüllten Wanderpokal – dieser bleibt nun ein weiteres Jahr in ihrer Obhut.
Bei hochsommerlichen 32 Grad sorgte ein erfrischendes Badi-Spiel für Abkühlung. Dies war ein Spiel von vielen, das besonders willkommen war – viele suchten sich ein schattiges Plätzchen unter den Sonnenschirmen oder sprangen direkt ins kühle Nass.
Am Grill wurden über 35 Kilogramm Spiessbraten zubereitet, dazu gab es Hamburger und weitere Leckereien. Ein besonderer Dank geht an die Männerriege, die am späteren Nachmittag die Küche und das Buffet mit vollem Einsatz übernommen hat.
Gestärkt ging es sportlich weiter: Das Volleyballturnier auf drei Feldern unter Flutlicht dauerte bis 23.15 Uhr. In der Kategorie «Geniesser» setzte sich die Männerriege durch, bei den «Playern» gewannen die Hopp Sins.
Die Bar der Jubla war ein weiterer Hit, und auch die Tombola überzeugte mit Preisen von feinen Sonntagszöpfen bis zu stylischen Liegestühlen.
Ein grosses Dankeschön geht an alle Sponsoren – ohne ihre Unterstützung wäre ein Fest in diesem Rahmen nicht möglich gewesen!
Bei hochsommerlichen Temperaturen wurde am 14. Juni 2025 das Kulturhaus offiziell eingeweiht – mit Musik, Apéro und einem Brunnen aus der Eiszeit. Einst als kleines Projekt angedacht, strahlt es heute als kultureller Treffpunkt.
«Luzern hat das KKL, wir die Miniaturform davon – unser Kulturhaus.» Mit spürbarem Stolz eröffnete Gemeinderat Pius Vogel um kurz nach 10 Uhr die Feierlichkeiten im festlich geschmückten Küngsmattsaal. Die ganze Bevölkerung war eingeladen, gemeinsam anzustossen und die Räumlichkeiten zu besichtigen. 17 Jahre sind vergangen, seit der Grundstein zur Neugestaltung des Areals Ammannsmatt-Küngsmatt gelegt wurde. Im Rahmen eines Architekturwettbewerbs setzte sich damals das Projekt «Trifolium» des Architekten Stefan Häuselmann durch – ein Entwurf, der seither etappenweise verwirklicht wurde.
Gemeinschaftsprojekt «Anfänglich wollten wir als Besitzerin der Parzelle ein eigenes, kleineres Projekt realisieren», erinnerte sich Josef Villiger, Vertreter der Katholischen Kirchgemeinde, in seiner Ansprache. «Wir merkten aber schnell, dass unsere Mittel dafür nicht ausreichen würden.» So suchte man die Partnerschaft mit der Einwohnergemeinde, und gemeinsam entwickelte man das rund 14-Millionen-Franken-Bauvorhaben. Gemeindeammann Josef Huwiler lobte die enge Kooperation: «Das ist mehr als eine Win-Win-Situation. Es hält uns zusammen.»
Der pinkfarbene Schlüssel Auch Architekt Stefan Häuselmann zeigte sich bewegt und dankbar für das langjährige Vertrauen, das ihm entgegengebracht wurde. Bereits 2013 konnte er im Rahmen desselben Projekts die Mehrzweckhalle Ammannsmatt realisieren. Mit dem neuen Kulturhaus ist nun ein weiterer Meilenstein vollendet. Symbolisch überreichte er den Bauherren pink verpackte Bücher in Form eines Schlüssels – sein Beitrag zur Bibliothek und ein augenzwinkernder Verweis auf die pinkfarbenen Wände der Garderoben in der Mehrzweckhalle, die damals für reichlich Gesprächsstoff gesorgt hatten.
Fortsetzung im Anzeiger Oberfreiamt, Ausgabe vom 20. Juni 2025, Seite 2
Oberrüti/Dietwil Die Deponie Babilon, die seit 2018 auf Dietwiler Boden betrieben wird, wird im Norden fortgesetzt. Die Ausdehnung soll den Giebelwald nördlich umrunden und über die Gemeindegrenze nach Oberrüti in die Käferen gehen.
Gleich dreifach wurde am Samstag, 24.08.2024, im Reussegger Schachen gefeiert. Das 30-jährige Bestehen des Auenschutzparks Aargau, die Einweihung der Aue Reussegg und eine Buchvernissage. Höhepunkt war der Durchstich der Reuss in die Aue.
«Heute begrüssen wir einen ganz besonderen Gast – die Biodiversität.» Mit diesen Worten eröffnete Regierungsrat Stephan Attiger, Vorsteher Departement Bau, Verkehr und Umwelt, um kurz nach 10 Uhr den offiziellen Festakt. Über fünfhundert Gäste waren bei strahlendem Sonnenschein zu Fuss, mit Velo oder mit Shuttlebussen gekommen, um auf die Erfolgsgeschichten anzustossen. «Die Weitsicht der Aargauerinnen und Aargauer hat vor dreissig Jahren die Basis für diesen Freudentag gelegt. Seit 1994 ist in der Kantonsverfassung verankert: Mindestens ein Prozent der Kantonsfläche muss Auenschutzgebiet werden. Mit Abschluss dieses zwanzig Hektaren grossen Renaturierungsprojekts sind wir diesem Ziel ein grosses Stück nähergekommen », so der Regierungsrat.
Auenregeneration für Lebensraum Vertreter aller Projektbeteiligten kamen an der Eröffnungsfeier zu Wort. Die Co-Bauherren – der Kanton und Pro Natura Aargau – betonten in ihren Reden wiederholt die Wichtigkeit der Auenlandschaften. «Wir erschaffen Lebensräume wieder, welche über Jahrhunderte durch intensive Nutzung verloren gingen. Auen sind Hotspots der Biodiversität. Rund vierzig Prozent der Pflanzenarten sind hier vertreten und jede achte Tierart ist auf diesen Lebensraum angewiesen», sagte Matthias Betsche, Geschäftsführer Pro Natura Aargau. Zudem spielen diese dynamischen Übergangsgebiete zwischen Land und Wasser eine zentrale Rolle für den Hochwasserschutz und den Wasserkreislauf. Mit der Wiederherstellung von Feuchtgebieten wird die Wasserspeicherkapazität gefördert. «Wasser ist der Rohstoff der Zukunft. Wir müssen definitiv mehr Sorge dazu tragen», hielt Betsche fest.
Ein Generationenprojekt Gemeindeammann Josef Huwiler blickte in seiner Ansprache auf eine lange, herausfordernde Zeit zurück. Von der Projektidee bis zum Baustart im Juni 2019 hat es zwanzig Jahre gedauert. Ein entscheidender Schritt zur Realisierung des Auenschutzparks war die Bereitschaft der Bauernfamilie Huwiler, Land an den Kanton abzutreten, wenn ihnen dafür ein anderer Hof angeboten werden könne. Die Moderne Melioration Sins-Reussegg regelte im Anschluss die Landumlegung. Eine grosse Herausforderung stellte zudem die Sanierung eines belasteten Standorts und die Verlegung der Trinkwasserfassung der Wasserversorgung Auw dar. Finanziert wurde das Projekt durch Kanton, Pro Natura, das Bundesamt für Umwelt und das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich. Letzteres lieferte mit 1,9 Millionen Franken aus dem «naturmade star»-Fonds den grössten Beitrag, den der Fonds je an ein Einzelprojekt ausbezahlt hat.
Vielseitiges Festprogramm Der Durchstich der Reuss in die Aue war der Höhepunkt des offiziellen Festakts. Gebannt verfolgten hunderte Augenpaare, wie das Wasser langsam in die Aue strömte und in Zukunft für die volle Dynamik in der Landschaft sorgen wird. Nach dem offerierten Apéro verteilten sich die Besuchenden auf dem Festgelände. Die Wanderausstellung zur ökologischen Infrastruktur des Kantons Aargau war zu Gast, genauso wie der renommierte Autor und Fotograf Heinz Staffelbach, der sein neustes Buch «Auenland Aargau – Orte zum Entspannen» vorstellte. Die jüngeren Gäste nutzen die Möglichkeit, einen Bagger zu bedienen oder beobachteten unter der Lupe Flusslebewesen.
Wasserbüffel als heimliche Stars Geschätzt wurden die Führungen zur neu erstellten Trinkwasserfassung und durch die Aue. Die Teilnehmenden erfuhren von den ersten Erfolgen, die sich bereits gezeigt haben. Bedrohte Tierarten wie der Iltis, der Flussregenpfeifer, der Eisvogel und der Kiebitz sind nach Sins zurückgekehrt. Als heimliche Stars entpuppten sich die Wasserbüffel, die in der Aue weiden. Sie liessen sich vom Besucheraufmarsch nicht aus der Ruhe bringen und kühlten sich seelenruhig in einem Tümpel ab. Ortsansässige Landwirtschaftsbetriebe mähen oder beweiden die Flächen. Diese offenen Flächen kommen wärmeliebhabenden Pflanzen oder bodenbrütenden Vögeln entgegen. «Auen müssen unterhalten und gepflegt werden, um die verschiedensten Lebensräume langfristig zu erhalten», erklärte Christian Rechsteiner, Gesamtprojektleiter des Kantons.
Invasive Neophyten bekämpfen Zum Unterhalt gehört auch die konsequente Bekämpfung von invasiven Neophyten. Regelmässig sind unter anderem Mitglieder des Natur- und Vogelschutzvereins Oberfreiamt unterwegs, um gebietsfremde Pflanzenarten wie beispielsweise das einjährige Berufskraut auszureissen. Diese freiwilligen Arbeitseinsätze sind für Vereinsmitglied Anita Gössi eine Herzensangelegenheit. «Das ist mein Beitrag, der Natur zu helfen. So haben wir die Neophyten hier im Griff.» Noch sind die Arbeiten nicht ganz zu Ende. Damit Besuchende künftig einen möglichst guten Einblick in diesen Hotspot der Biodiversität bekommen, sind ein Wegnetz, Infotafeln und Beobachtungshügel geplant. Denn die Auen sollen nicht nur Tiere und Pflanzen anziehen, sondern auch die Bevölkerung. Oder in den Worten von Attiger ausgedrückt: «Auen sind für alle wichtig. Für Mensch, Natur und Biodiversität.»
Die Bütler Elektro Telecom AG ist nicht nur in Sachen Technologien zukunftsorientiert, sondern auch bei der Berufsbildung. Neu bietet sie die Lehre in Gebäudeinformatik an. Der erste Lernende hat die vierjährige Ausbildung Anfang August begonnen
.pd | Die Bütler Elektro Telecom AG geht mit der Zeit. So hat sie sich unter anderem auf Gebäudetechnik und Gebäudeinformatikspezialisiert. Doch die modernsten Technologien nützen wenig, wenn die entsprechenden Fachleute für Planung, Installation und Unterhalt fehlen. Um einem solchen Mangel vorzubeugen und weil dem renommierten Elektrounternehmen die Nachwuchsförderung sehr am Herzen liegt, bildet es ab sofort Gebäudeinformatikerinnen und Gebäudeinformatiker aus.
Start in einen neuen Lebensabschnitt Nils Köhle hat am 1. August seine Lehre als Gebäudeinformatiker in Angriff genommen. Der begeisterte Handballspieler lebt mit seinen Eltern und seiner Schwester in Muri und hat seinem beruflichen Start bei der Bütler Elektro Telecom AG die ganzen Sommerferien hindurch entgegengefiebert. «Es ist schon eine grosse Umstellung von der Schule ins Arbeitsleben, aber ich habe mich schon lange auf diese Lehre gefreut, weil die Arbeit als Gebäudeinformatikerextrem abwechslungsreich ist und hier ein super Team auf mich wartet.» Was den Einstieg zudem leichter macht, ist das Talent-Camp, an dem alle neuen Lernenden der Baumann Koelliker Gruppe, zu der auch Bütler Elektro Telecom gehört, teilnehmen. In diesem Lager lernen sie sich persönlich kennen und tauchen in lockerer Atmosphäre gemeinsam in die Berufswelt ein.
Nachwuchsförderung sichert Zukunft der Branche Dominik Leu, Dipl. Techniker HF Systemtechnik und Projektleiter Gebäudeautomation bei der Bütler Elektro Telecom AG, ist der Lehrmeister von Nils Köhle. Er betont die Wichtigkeit der Nachwuchsförderung und einer professionellen Ausbildung. «Einerseits werden unsere Lernenden meist sehr schnell zu vollwertigen Teammitgliedern,auf die wir zählen können. Andererseits ist es für unsere Brancheunerlässlich, die Fachleute für zukunftsorientierte Technologien auszubilden.» Denn nur so sei gewährleistet, dass ein Unternehmen funktionieren und die installierte Technik langfristig genutzt werden könne. «Natürlich macht es mir auch Spass, junge Menschen über vier Jahre zu begleiten und ihre Entwicklung bis zum Lehrabschluss mitzuerleben.» So begleitet Dominik Leu nun also ab sofort auch einen angehenden Gebäudeinformatikerin seine berufliche Zukunft
Cervelat ist nicht gleich Cervelat. Die drittbeste dieser Traditionswurst in der Kategorie «warm», also vom Grill, wird in Oberrüti produziert. Bald kann sie auch im neuen Laden in Sins gekauft werden.
Yanick Klausner versteht sein Handwerk und wurde dafür ausgezeichnet. Am erstmals durchgeführten «Swiss Cervelat Summit» nahmen insgesamt 114 Metzgereien aus der ganzen Schweiz teil, so auch die Metzgerei Klausner. Der Metzgermeister ist stolz darauf, hier den dritten Platz gewonnen zu haben. Dieser Wettbewerb ist anders als der Qualitätswettbewerb des Schweizerischen Fleischfachverbandes. Beim Cervelat-Gipfel ging es um die Beliebtheit dieser Traditionswurst, die auch schon in Verruf geraten war. Heute sei das nicht mehr so, auch wenn sicherlich viele Wurst-Rezepte dem Preisdruck angepasst wurden, meinte Klausner. «Alleine vom Anschauen her sehen sie alle gleich aus. Der grosse Unterschied liegt im Geschmack und im Biss, insbesondere bei der warmen Degustation ist das eine ausschlaggebende Komponente.»
Blinddegustation Im Wettbewerb wurde sie kalt und warm degustiert und bewertet. «Es gab für die Cervelat kalt die Plätze eins bis fünf und auch für die Cervelat warm. Hier einen Podestplatz zu erreichen, das ist schon speziell.» Klausner musste sechs Paar Cervelats einsenden, in Vacuumbeuteln verpackt, die lediglich mit einer Nummer versehen waren, denn es fand eine Blinddegustation statt. «Wir hatten die Nr. 90 auf den Beuteln.» Nach dem Einsenden folgte das Warten. Grundsätzlich war das Datum der Preisverleihung bekannt. Dass Klausner jedoch hingehen würde, war nicht von Anfang an gesetzt. Erst war ein Anruf aus der französischen Schweiz nötig, er solle doch unbedingt nach Bern kommen, er sei unter den ersten fünf platziert. «Da ging ich denn zusammen mit meinem Vater nach Bern. Es war eine Ehre, dass auch Bundesrat Guy Parmelin anwesend war und uns Gewinnern gratulierte. Es hätte sich aber auch gelohnt nach Bern zu fahren, wenn ich Fünfter von 114 geworden wäre.»
Jungunternehmer wird expandieren Im Januar 2023 übernahm Klausner den Betrieb im Industriegebiet in Oberrüti von seinem Vater René und von Urs Stocker. Heute benötigt er für die Kapazitäten, die er produziert, mehr Kühlräume. Neue Kühlräume in die bestehenden Räumlichkeiten einbauen, ist nicht so einfach, wie es klingen mag. Klausner informierte: «Wir haben hier zwei Bereiche. Einer ist die Produktion, der andere der Verkaufsladen. Wir stossen, was die Platzverhältnisse in den Kühlräumen anbelangt, insbesondere aufgrund des starken Wachstums beim Catering, an unsere Grenzen. » Seit der 29-Jährige den Betrieb übernommen hat, sucht er nach Lösungen. «Der Party-Raum und die Produktionsstätte sind hier am richtigen Platz. Der Verkaufsladen liegt für so manchen Kunden einfach zu weit abseits. Um weiter wachsen zu können, müssen wir für unsere Kundschaft einfacher erreichbar sein.»
Sieben Tage soll offen sein Schon länger suchte Klausner ideal gelegene Räumlichkeiten, bevorzugte Lage für ihn wäre Sins. «Als ich von der Geschäftsaufgabe der Metzgerei Kronenberg hörte, bestärkte mich das, wirklich nach Sins zu expandieren. Da boten sich als optimaler Standort die Räume an, in welchen heute noch das Musikhaus Frick eingemietet ist.» Klausner ist überzeugt, dass sich für ihn die Nähe zur zukünftigen Migros nur positiv auswirkten wird. «Wir haben dann ein kleines Zentrum rund um den Bahnhof. Das ist ideal.» Der Standort Sins soll ein reiner Verkaufsladen werden, welcher sieben Tage offen hat. Die späten Randstunden sowie die Sonn- und Feiertage sollen für die Kunden mit einem Self-Scanning- System und videoüberwacht abgedeckt werden. Die Produktion seiner Waren wird in Oberrüti bleiben. «Bei den aktuell knappen Platzverhältnissen gibt uns das Luft. Wir können dann die Kühlräume des Ladens für den Produktionsbetrieb zu nutzen.» Klausner ist überzeugt, dass dieses Konzept aufgeht. Sein neuer Verkaufsladen soll Anfang kommenden Jahres eröffnet werden.
Muri «Cyberkriminalität? Bei mir ist nichts zu holen», denken viele, wenn sie vor Angriffen auf ihren Computer gewarnt werden. Ganz falsch. Auf dem Wirtschaftsforum wurde eindrücklich gezeigt, warum alle betroffen sind.
ANNETTE KNÜSEL
Man kennt die Meldungen aus der Zeitung: Im Februar 2022 wurden sensible Daten von Credit-Suisse-Kunden öffentlich gemacht. Im September 2023 wurde ein Walliser Unternehmen mit dem CEO-Trick um mehrere hundertausend Franken betrogen. Bei CH Media wurde im Mai 2023 über Nacht die Produktion lahmgelegt und konnte mehrere Wochen nicht wieder in Gang gesetzt werden. Von anderen Fällen erfährt die Öffentlichkeit aber nichts. Oder wussten Sie, dass Hacker im September 2023 ein Masterpasswort der Firma Microsoft gestohlen hatten und so auf zahllose Kundendaten von Microsoft zugreifen konnten?
Cybercrime ist gut organisiert Cybercrime hat sich längst zu einer gut organisierten «Branche» entwickelt. Die Täter sind grosse Organisationen, die nüchtern ihren «Markt» analysieren und dann nach Aufwand und Ertrag entscheiden, wo sie aktiv werden. Dabei lassen sie sich Zeit. Manche Firmen werden jahrelang ausspioniert, ohne es zu merken. Der Angreifer beobachtet die technischen Systeme und sucht dort nach Angriffspunkten. Aber auch die Psychologie spielt eine grosse Rolle: Welche Gewohnheiten haben die Mitarbeitenden, wie verwahren sie ihre Passwörter, was geben sie auf Social Media von sich preis? Es ist wie ein Puzzle, bei dem jedes Detail entscheidend sein kann. Wenn sich eine Gelegenheit zeigt, wird angegriffen. Auch bei sehr kleinen Unternehmen – unter Umständen einfach nur, weil sie eine leichte Beute sind.
Wirtschaftsforum 2023 in Muri In Muri hatten die Gemeinde, die Repla und «Freiamt. Mittendrin.» zum Wirtschaftsforum 2023 eingeladen. Thema: «Was hat Cyberkriminalität mit dem Freiamt zu tun?» Das Impulsreferat wurde gehalten von René Bodmer, Cybersicherheitsexperte und Grossrat. Er berichtete von einer regelrechten «Kampagne», die im Januar 2022 gegen Schweizer Unternehmen gefahren worden ist: die CPH-Gruppe, Emil Frey, die Gemeinde Yverdon-les-Bains, die Apotheke Zur Rose, Swiss Windows und andere waren Opfer. Bodmer hat analysiert, warum diese Angriffe erfolgreich sein konnten. Sein Fazit ist so simpel wie erschreckend: Die Gefahr wurde im Vorfeld einfach nicht ernst genommen.
Impulsreferat vom Experten
Wie lässt sich diese Gefahr konkret beschreiben? Bodmer zählte einige Anhaltspunkte auf: Es gibt immer mehr Cyberangriffe. Die Angriffe werden raffinierter und ihre Folgen verheerender. Die Angriffsszenarien werden komplexer. Die finanziellen Auswirkungen der Bedrohung steigen an. In den Unternehmen fehlt es an Fachwissen für die Abwehr von Angriffen. Die Unternehmen haben zu wenig Kapazitäten, um zeitnah und wirkungsvoll auf Warnhinweise zu reagieren. Homeoffice wirkt wie ein Brandbeschleuniger, da sich hier Berufs- und Privatleben vermischen. «Man ist relativ schnell verwundbar», sagt Bodmer.
Wie verläuft ein Angriff? Doch wie kann man sich so einen Cyberangriff vorstellen? Davon berichteten beim anschliessenden Podium die Vertreter von drei Organisationen, die in jüngster Zeit selbst betroffen waren. Bei der Stobag AG führte 2019 ein Angriff zum kompletten Produktionsausfall. Ausgelöst wurde er durch unvorsichtiges Verhalten eines Mitarbeiters: Er erhielt eine E-Mail aus Italien und öffnete die Word-Datei im Anhang, ohne den Absender vorher überprüft zu haben. In der Datei war ein Schadprogramm, das sofort begann, sich im internen IT-System zu verbreiten. Bald darauf konnten sich die ersten Mitarbeiter nicht mehr ins Computersystem einloggen und das Unheil nahm seinen Lauf. In 80 Prozent der Fälle ist menschliches Fehlverhalten die Ursache für einen geglückten Cyberangriff. Im Oktober 2021 hatte auch die Gemeinde Mellingen einen Cyberangriff abzuwehren. Die Schwachstelle, durch die der Angreifer Zutritt erhielt, lag aber gar nicht bei der Gemeinde. Sie lag auf dem Microsoft Exchange Server, den die Gemeinde nutzte! Das Virus fand bei einem regulären Update seinen Weg in die gemeindeinterne IT. Ein klassischer Fall von Fremdverschulden – doch den Schaden hatte natürlich die Gemeinde zu tragen.
«Feuer an Bord!» Der COO von CH Media verglich den Cyberangriff, den seine Firma im Mai dieses Jahres erlebt hat, mit einem Feuer. Es fing mit einem Warnhinweis an, der ihm gefährlicher erschien als die vielen anderen, die von den Abwehrsystemen täglich gemeldet werden. Noch während er mit seinen Kollegen darüber diskutierte, ob hier eine echte Gefahr vorliegt, kamen Meldungen von Mitarbeitern, dass sie das Programm «Excel» nicht öffnen konnten. Schnell war dann klar: Es sind Angreifer im System! Wie die Feuerwehr versuchte die IT-Abteilung, den lokalen Brand zu löschen, bevor er sich weiter ausbreitet. Doch drei Stunden später musste eine Taskforce eingerichtet werden und alles drehte sich nur noch um den Angriff. Einerseits musste der sich ausweitende Brand bekämpft werden. Andererseits mussten sofort Massnahmen eingeleitet werden, um den Produktionsbetrieb trotz der Störung noch irgendwie aufrechtzuerhalten. Im Laufe des Angriffs kam noch eine dritte Herausforderung dazu. Der Angreifer hatte sich Zugriff auf Kundendaten verschafft und drohte mit deren Veröffentlichung. Während die Sicherstellung des Produktionsbetriebs vor allem technisches Know-how verlangte, sei der Datenklau emotional sehr intensiv gewesen, «fast wie im Krieg».
Was also ist zu tun? Wenn man Opfer eines Cyberangriffs wird, muss man kämpfen: alle Kräfte mobilisieren, die Polizei zur Hilfe holen, sich mit Partner und Lieferanten austauschen, um von ihnen zu lernen und vor allem transparent kommunizieren, damit man auch für die Zeit nach dem Angriff vertrauenswürdig bleibt. Das Wichtigste ist aber, vorbereitet zu sein. Roland Kühne (CH Media) hielt fest: «Man darf nicht davon ausgehen, dass man nicht betroffen ist. Es ist nur eine Frage vom Zeitpunkt.» Je mehr Schutzwälle ein Unternehmen hat, je aufwändiger ein Angriff für den Angreifer ist, desto grösser die Chance, dass er sich ein anderes Opfer sucht. Konkret bedeutet dies: das Thema ernstnehmen, die Mitarbeiter sensibilisieren und schulen, Backups regelmässig durchführen, in Software und IT-Sicherheit investieren, mögliche Schwachstellen aktiv suchen und schliessen, das eigene Schadenpotenzial kennen (wo tut’s am meisten weh?), einen Plan für den Ernstfall zurechtlegen (wer macht was?). Über den Sinn von Cyberversicherungen gingen die Meinungen der Experten auseinander. Einig waren sie sich aber in einem Punkt – die Antwort auf die Frage «Bin ich gefährdet?», lautet eindeutig: ja, und zwar für alle.
Mühlau Regional bekannt sind die Geschwister durch ihr kulturelles Wirken und ihre Liebe zur Ländlermusik. Oskar Betschart und Edith Sidler leben beide mit einer fast 100-prozentigen Blindheit und doch sehen sie mehr als viele ihrer Mitmenschen.
IRIS CAGLIONI
Am 15. Oktober fand der nationale Tag des weissen Stocks statt. Er ist das klassische Hilfsmittel von Menschen mit einer Beeinträchtigung der Augen. Oskar und Edith sind auch mit diesem weissen Stock unterwegs. Sie sind zwei von fünf Kindern und kamen schon mit prägnant eingeschränkter Sehkraft zur Welt. Ihre Eltern und Geschwister hingegen sehen alle aussergewöhnlich gut. «Die anderen haben Adleraugen, erwischt mit dieser Erbkrankheit hat es nur uns», meint Oskar lachend und doch schwingt auch ein bitterer Hauch in der Stimme mit. Rabenschwarz ist ihre Welt jedoch nicht. Oskar nimmt wahr, wenn die Umgebung beleuchtet ist oder wenn das Licht gelöscht wird. Edith ihrerseits hat noch einen Sehrest von zwei Prozent, sie kann nebst hell und dunkel noch ganz schwach Umrisse erkennen. Die Sehkraft von Oskar liess in der Pubertät stark nach, bei Edith erst später.
Oskar Betschart ist 40-jährig, Ehemann und Vater von zwei Söhnen «Bilder von früher habe ich sehr stark verinnerlicht. Ich bin froh, in der Kindheit so viel gesehen zu haben, dass ich weiss, was grün oder rot ist. Farben und Formen kenne ich und ich denke, in Mühlau finde ich mich noch gut zurecht. Wie Mühlau aussieht, weiss ich noch gut, die Kirche, die Strassen. Also ich sehe natürlich nur das Mühlau von früher. Meine Geschwister sind immer noch kleine Kinder und meine Mutter sehe ich vor mir, wie sie vor rund 30 Jahren war – jung und schön.» Heute arbeitet er bei der Firma Lam-In Bau AG in Mühlau und kann etwas mit seinen Händen fertigen. Das wollte er schon immer.
Edith Sidler ist 37-jährig, Ehefrau und Mutter von zwei Söhnen «Bis vor wenigen Jahren konnte ich meinen Bruder bei Auft itten auf die Bühne führen. Heute sehe ich zu wenig, um das noch zu tun. Ich bin Mutter von zwei Buben. Der kleinere ist richtig modeaffin Er sagt mir aufrichtig, wenn mir ein Kleidungsstück gut steht oder nicht und ob die Farbe zu mir passt.» Edith ist Vollzeithausfrau und kocht im Durchschnitt für sechs bis acht Personen. «Die Handgriffe sitzen, ich weiss, wo alles seinen Platz hat – das ist wichtig bei nicht sehenden Personen. Der Einkauf des täglichen Bedarfs an Frischprodukten wie Milchprodukte, Brot oder Salat erledige ich selbständig im Dorf.» Seit zehn Jahren lebt sie mit ihrer Familie in Hagendorn, dort im Dorfl – den kennt man sie. Alle zwei Wochen bekommt sie Hilfe für den Grosseinkauf. Dafür und für eine Putzhilfe bekommt sie eine Entschädigung der IV.
Selbes Schicksal, ähnliche Lebenswege Oskar und Edith haben einen Altersunterschied von drei Jahren. Beide besuchten die Sonderschule Sonnenberg in Baar, die damals eine reine Blindenschule war. Sie schlugen später einen ähnlichen berufli hen Weg ein und waren in der Personalrekrutierung zuhause. «Mein Plus in diesem Beruf war, dass ich die Menschen nicht nach ihren Äusserlichkeiten vorverurteilte – ich musste mich immer auf meine anderen Sinne verlassen», sagte Oskar und auch Edith bestätigte dieselbe Erfahrung. «Abtasten, wie es in Hollywood gezeigt wird, das machen wir nicht. Wir sehen aber sehr viel mit den Ohren und der Nase.»
Fröhliche Naturelle – aber nicht immer Sieht man sie in der Öffentli hkeit, wirken sie trotz ihres Schicksals fröhlich. Im Innern ist es nicht immer so. Was Edith am meisten zu schaffen macht, ist der Umstand, dass sie ein Leben lang auf die Hilfe anderer angewiesen sein wird. Die Digitalisierung und die rasante Entwicklung der Technik ist für sie Fluch und Segen zugleich. Obwohl am iPhone die Apps sprechen können, ist alles, was mit Touch-Screen bedient wird, schwierig bis unmöglich für sie. Heute gibt es Homepages, die angepasst sind mit einer Sprachausgabe, die sind aber wenig verbreitet. In der Schule lernten sie die Brailleschrift, die auch an der Computertastatur zur Verfügung steht. So ausgestattet sind beispielsweise die Tasten in Aufzügen. Edith erzählt: «Im Grund tasten wir uns durchs Leben. Vom ersten Moment an, wenn ich am Morgen aufstehe, muss ich alles ertasten – jeder Handgriff, jeder Schritt braucht meine volle Konzentration. Wir haben viele Freunde, die sehend sind. Und weil wir so dazugehören, geht auch mal vergessen, dass wir nicht einfach aufstehen und mitlaufen können – wir brauchen für alles mehr Zeit. Das ist einerseits eine Komplikation und andererseits ein Kompliment für uns.»
Ihre Musik ist regional bekannt Seit ihrer Kindheit sind die beiden Geschwister passionierte Schwyzerörgeli- Spieler und damit sind sie regional bekannt. Zusammen gründeten sie das Schwyzerörgeliduo Betschart. Heute heissen sie offiziel Schwyzerörgelitrio Betschart, denn schon seit längerem ist ihre Mutter Luzia, ebenfalls in Mühlau wohnhaft, mit von der Partie. «Wir sind glücklich, dass unsere Mutter mit uns musiziert.» Studieren sie ein neues Stück ein, dann hören sie es ab einem Tonträger. Danach wird einfach geübt, bis die Finger die richtigen Knöpfe finden. «Das ist kein Problem für mich, denn ich übe nur neue Stücke ein, die mir auch gefallen, dann geht das gut», lacht Oskar.
Der Umgang mit blinden Menschen Beide bewegen sich in der Öffentli hkeit mit dem weissen Stock. In der bekannten und gewohnten Umgebung geht das auch sehr gut. Sie danken den hilfsbereiten Mitmenschen, die sie auf der Strasse antreffen. Berührungsängste sind keine da. «Mich am Arm berühren und mich fragen, ob ich Hilfe beim Überqueren der Strasse brauche, das darf jeder tun. Nicht so toll ist es, wenn mich jemand mit Schwung packt und mitreist», sagte Oskar. Was für den sehenden Menschen selbstverständlich ist, kann für die Geschwister ein Hürdenlauf werden. «Wir spüren die Blicke auf uns, wenn wir angestarrt werden – zum Beispiel im Restaurant, weil wir vielleicht nicht so schön essen.» Beide sind ihren Eltern dankbar dafür, dass sie in der «normalen Welt» aufwachsen und lernen durften. Edith ist aber heute auch um einen Meinungsaustausch mit anderen nicht sehenden Menschen bemüht.
Als Schwyzerörgelitrio Betschart sind sie in der ganzen Region bekannt. Trotz ihres Schicksals sind sie fröhlich unterwegs. Oskar Betschart und seine Schwester Edith Sidler am Schwyzerörgeli. Ihre Mutter Luzia Betschart spielt den Bass.