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Perle

Ein Ort mit ganz viel Magie

Autorin: Annemarie Keusch

Seit 70Jahren gibt es das Künstlerhaus in Boswil – Stefan Hegi hat viele Jahre mitgeprägt.

Er hat den Bau des Foyers und den Umbau des Sigristenhauses zum jetzigen Künstlerhaus begleitet. Seit 1997 ist er Teil des Stiftungsrats, seit 2021 ist Stefan Hegi dessen Präsident. Immer wieder hinterfragt er Entwicklungen kritisch, sagt aber: «Das Künstlerhaus ist für mich lebensbegleitende Selbstverständlichkeit.

Es ist für ihn ein Ort, wo er gerne hingeht. Ein Ort, wo er gerne arbeitet. Stefan Hegi beschreibt das Künstlerhaus und den Ort rund um die Alte Kirche in Boswil als magisch, als fast klosterhaft. «Ich war dafür, dass aus diesem Ort ein Ort der Stille wird», sagt er. Fast 20 Jahre sind seit der Diskussion um die Fokussierung der Institution vergangen. «Ort der Musik » heisst es seither. «Stille ist die Quelle für einen solchen Ort.» Stefan Hegi lacht. «Das klingt pathetisch, ist aber so.» Es ist ein Beispiel dafür, dass er sich gewissen Plänen und Projekten rund um die Institutionen auch kritisch gegenüberstellt. «Auseinandersetzung ist nicht unwichtig», findet er. Auch darum sei der aktuelle Stiftungsrat ein gutes Team. «Wir können intensiv diskutieren und am Schluss sind wir einer Meinung.» Und Hegi ist einer, der sich von Meinungen und Ideen anderer begeistern lässt. «Ist ein Entscheid gefällt, dann bin ich Feuer und Flamme dafür», sagt er. So war es beispielsweise auch, als der Kanton Aargau der Stiftung das Sigristenhaus schenkte. «Immer begeistert war ich nicht.» Er sei der Überzeugung gewesen, dass sich die Institution eher der Musik widmen soll als dem Renovieren eines denkmalgeschützten Hauses. «Vielleicht auch, weil ich wusste, was dieses Projekt alles beinhaltet.»

13 Jahre für ein Projekt
Denn der Sarmenstorfer ist Architekt. Dass er dieses für die Institution riesige Bauprojekt hautnah begleitete, lag darum auf der Hand. «Es waren intensive Jahre», sagt Hegi. Und davon gleich 13 an der Zahl, von der Übergabe des damaligen Sigristenhauses bis zur Einweihung des heutigen Künstlerhauses. Ideensammlung, Workshops, Vor- und Machbarkeitsstudie, Konkretisierung des Projekts, Realisierung – Hegi hat alles begleitet. «Diese 13 Jahre haben Spass gemacht», sagt er aus der Retrospektive. Sich für die Institution einsetzen, interessante Leute kennenlernen, das gefiel ihm. «Aber gerade auf der Sachebene war es nicht immer einfach», gibt er zu. Was er heute verspürt, wenn er vor dem Künstlerhaus steht? «Grosse Freude. Ich halte mich gerne in den Räumen auf und es freut mich, dass es so vielen Leuten gefällt.» Einfach schön sei es. Gleich beschreibt Hegi das Sommernachtsfest vor rund 30 Jahren. Es ist die erste Erinnerung, die Hegi mit dem Künstlerhaus verbindet. «Es war wie ein Familienfest. Künstler, Besucher, Zugewandte, bunt gemischt», erinnert er sich. Wer auftritt, wer zuhört, das habe man nicht gemerkt. Hegi erinnert sich an einen schönen, gemütlichen, lustigen und langen Abend, dies auch bei einem Theaterkurs, den er ebenfalls vor rund 30 Jahren am Künstlerhaus besuchte. Von der Magie des Ortes war er schnell gefangen. Auch darum sagte er Ja, als er 1997 für den Stiftungsrat angefragt wurde. «Aus Freude an Kulturtätigkeiten und weil ich mich an diesem Ort einbringen wollte, sagte ich zu.» Zu organisieren, mitzumachen, für Hegi ist das Lebensinhalt.

Bauprojekte gaben Schub
Die Sanierung des jetzigen Gästehauses war damals abgeschlossen. Die ersten Jahre im Stiftungsrat waren baulich eher ruhig. Genau eine solche Phase herrscht jetzt wieder. Die Grossprojekte sind abgeschlossen. «Schon das Foyer gab der Institution Schub, das neue Künstlerhaus ebenso », sagt Hegi. Ein Zentrum, ein Haus, in dem ganz vieles passiere. Nicht nur intern habe dies viel verändert, auch in der Wahrnehmung gegen aussen. «Das hilft und gibt ein gutes Gefühl.» Ursprünglich war das heutige Künstlerhaus ein Heim für Künstler. Im Laufe der Geschichte war es eine Werkstatt, ein Atelier, mittlerweile ein «Ort der Musik». Einer, der noch mehr belebt werden soll. Mit Konzerten, mit Veranstaltungen, aber auch mit Vermietungen – der Räume und der neuen Zimmer. «Das bringt noch mehr Begegnungen, ist aber auch wirtschaftlich nötig», betont der Stiftungsratspräsident. Es ist ein Bereich davon, dass sich das Künstlerhaus auf die Menschen konzentrieren, Begegnungen und Erlebnisse ermöglichen will. «Mehr als ein Konzert, nach dem alle wieder nach Hause gehen. » Über Generationen hinweg die Verbindungen fördern. «Das ist unsere Stärke, unsere Qualität. Darauf müssen wir noch mehr setzen», ist Hegi überzeugt.

Nicht nur einfache Zeiten
Denn einfach ist es für Institutionen wie das Künstlerhaus Boswil nicht. Die Konkurrenz ist gross, etwa auch auf digitaler Ebene. Der Stiftungsratspräsident ist überzeugt: «Wir haben die Räume, die Bauten, die Musiker vor Ort. Unsere Örtlichkeit, die Magie hier, das ist unser grosses Potenzial, nach wie vor.» 26 Jahre lang arbeitet Stefan Hegi schon im Stiftungsrat des Künstlerhauses mit. Die zwei Bauprojekte prägen die Zeit auf der einen, die Unruhen in den letzten Jahren auf der anderen Seite. Vor allem auch, weil Hegi seit 2021 Präsident des Stiftungsrats ist. «Es war damals ein pragmatisches Ja», sagt er. Vorausgegangen war der Abschied von Gesch.ftsführer Michael Schneider nach 13 Jahren und das nur kurze Engagement seines Nachfolgers. «Dass nach einer gewissen Zeit die Gesch.ftsführung wechselt, schadet einer kulturellen Institution nicht», ist Hegi überzeugt. Neue Ideen, neue Gedanken, neue Geister. Nur rumorte es in der Folge intern, und das über längere Zeit. «Jetzt sind wir wieder in ruhigeren Gewässern und gehen gestärkt in die Zukunft.» Eine Zukunft, die Hegi nicht mehr lange im Stiftungsrat mitzugestalten plant. «Ich bin kein Sesselkleber, nach der Übergangszeit ist Schluss», sagt er. Schluss mit der Tätigkeit im Stiftungsrat, aber niemals Schluss mit der engen Verbindung zu diesem für ihn magischen Ort.

Mehr Informationen, etwa zum Jubiläumsprogramm: www.kuenstlerhausboswil.ch.

Stefan Hegi vor dem neuen Künstlerhaus in Boswil – dessen Umbau war für ihn und die Institution ein Meilenstein. Bild: Annemarie Keusch

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