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Perle

Autokino Muri

Autorin: Annemarie Keusch

Da konnte sie nur Ja sagen

Zwei schöne und ein verregneter Abend am Autokino – das Highlight war ein Heiratsantrag

Bei allen knapp 200_Fahrzeugen ertönt die Hupe. Soeben findet in einem der Fahrzeuge ein Heiratsantrag statt. «So etwas gab es noch nie», sagt OK-Präsident Cyrill Räber. Er blickt auf ein erfolgreiches Autokino zurück. «Und das Wichtigste: Sie hat Ja gesagt.»

Wirklich weit kommt Andreas Bitterli lange nicht. Er bewegt sich im Ein-Meter-Radius rund um seinen Panther J72. «Eines meiner vier Bijous », wie er so schön sagt. Ist das Gespräch mit einem Autoliebhaber fertig, kommt der oder die Nächste und stellt Fragen. «Es ist ein Nachbau des Jaguar 100SS, Jahrgang 1973.» Wie oft er dies an diesem Abend erklärt, kann Andreas Bitterli wohl nicht zählen. Wobei, ganz viele Besucherinnen und Besucher des Autokinos kennen sich mit alten Fahrzeugen aus, stellen keine solchen Fragen, gehen mehr ins Detail. Andreas Bitterlis Panther J72 ist eines von knapp 200_ Autos am Freitagabend am Autokino. «Ich war gestern schon da, mit einem anderen Auto», erklärt er. Einem anderen seiner vier Bijous. Von klein auf hätten ihn solche Autos fasziniert. Sein Grossvater kaufte 1926 das erste Auto. «Als noch längst nicht alle ein Auto hatten», weiss Bitterli. Mit seinen Oldtimern ist er auch im Alltag gerne und oft unterwegs. «Schliesslich sind sie zum Brauchen da», findet er. Es ist das Lebensgefühl, das ihn überkommt, wenn er mit solchen Fahrzeugen unterwegs ist. Selber daran schrauben, das macht er ebenfalls gerne. «Diesen Panther habe ich aber vorgeführt gekauft », gesteht er.

Salontisch im Kofferraum

Lebensgefühl und Atmosphäre, das fasziniert Andreas Bitterli auch am Autokino in Muri. «Ich war vor x_Jahren schon einmal da und bin nun per Zufall wieder darauf gestossen.» Er vergleicht es mit einem Treffen Gleichgesinnter, Oldtimer-Begeisterter. «Hier trifft man viele interessante Leute, das gefällt mir.» Der Film sei sekundär. «Ich schaue ihn mir an, aber nur deswegen bin ich nicht da.»

Legendäre Burger

So wie Andreas Bitterli geht es ganz vielen. Das Autokino ist längst ein gesellschaftlicher Anlass geworden, auch wenn sich die Organisatoren noch so viel Mühe geben, gute und für die Stimmung und die Interessen passende Filme auszuwählen. Bei den meisten zählen die Stunden vor Filmbeginn nicht weniger als jene nachher. Dann, wenn ganz viele Leute quer durch die aufgereihten Wagen gehen, vor allem vor den Oldtimern stehen bleiben, staunen, Fragen stellen, Fotos schiessen. Oder dann, wenn sie in die legendären Burger beissen, eine Glace geniessen und sich an den Tischen austauschen. Oder dann, wenn sie sich auf oder vor ihrem Auto einrichten, ein Raclette kochen, Spiele spielen. Und wer kurz vor Filmbeginn durch die Reihen schlendert, sieht Leute, die es sich auf der Ladefläche ihres Pick-ups gemütlich machten oder die einen Salontisch im Kofferraum aufstellten, damit Bier und Chips Platz haben.

Vor fünf Jahren im Autokino kennengelernt

Es sind solche Geschichten, solche Begegnungen, die das Autokino für OK-Präsident Cyrill Räber ausmachen. Und heuer kam ein ganz spezieller dazu. Am Freitag vor dem offiziellen Film flimmerte ein kurzer Spot über die riesige Leinwand. Einer, den das OK zugespielt bekam von jemandem, der hier vor fünf Jahren seine Freundin kennenlernte. «Willst du mich heiraten, Sarah?», steht am Ende dieses Filmes und die Besucherinnen und Besucher werden gebeten, zur Unterstützung zu hupen. «Das ist einmalig, so etwas gab es noch nie», sagt Räber. Und ganz wichtig: «Sie hat Ja gesagt.» Schöne Autos, drei grosse Busse, die gar von Donnerstag bis Sonntag auf Platz waren, zufriedene Gäste, motivierte Helferinnen und Helfer. Ganz allgemein zieht der OK-Präsident ein positives Fazit. «Nur das Wetter hätte am Samstag auch noch mitmachen können. Vom anhaltenden Regen am Nachmittag liessen sich viele abhalten», sagt er. Und auch der kurzzeitige Streik des Blue- Ray-Players am Freitagabend konnte innert kurzer Zeit behoben werden.

Seit zehn Jahren immer wieder dabei

Das Autokino gefiel den Organisatoren, aber auch den Teilnehmenden. Wie viele andere sind Samira Amrein und Alex Achermann auch mehrere Abende da. «Seit zehn Jahren immer wieder», sagt Achermann, der gebürtige Urner, der als Wochenaufenthalter in Boswil lebt und in der Region arbeitet. Er ist mit einem auffälligen, gelben 57er-Chevi Caprice Combi vor Ort. «Für den 62er-Ford war es zu nass», sagt er. Der gelbe Oldtimer ist sein Alltagsauto. «Ich habe die Begeisterung dafür von meinem Grossvater geerbt. Gleich mit 18_ Jahren kaufte ich den ersten Oldtimer», sagt er. Und er schraubt auch gerne daran herum. «Der Motor erlebte heute die Jungfernfahrt», sagt er und lacht.

Bilder: Annemarie Keusch

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