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Bereich: Freizeit

Ähnlich und doch anders

Der Lichterweg ist definitiv Geschichte – nun übernimmt der Damenturnverein mit dem Laternenweg

Vier Jahre lang gab es ihn: den Lichterweg im Muri-Dorf. Die Begeisterung dafür war gross. Für gleich viel Freude soll auch der Laternenweg sorgen. Ein vierköpfiges OK aus den Reihen des Damenturnvereins organisiert diesen im Gebiet Muri- Hasli.

Annemarie Keusch
Anders ist er. «Natürlich», sagt Barbara Lang. Zusammen mit Helen Schriber, Rebecca Käppeli und Agi Villiger stellt sie den Laternenweg auf die Beine.«Schliesslich ist das Ambiente gegeben. Dunkelheit, gepaart mit Lichtern», ergänzt sie. Und trotzdem, eine Kopie des Lichterwegs soll der Laternenweg nicht sein. Den Ursprung hat er aber darin, dass die Macherinnen des Lichterwegs ihr Projekt nach vier erfolgreichen Durchführungen nicht wieder organisieren werden. «Das fanden wir alle schade», sagt Barbara Lang. Sie meint damit die Mitglieder des Damenturnvereins Muri. Der Vorstand ging auf die Organisatorinnen des Lichterwegs zu.«Wenn ihr einverstanden seid, lancieren wir ein neues, ähnliches Projekt.» An der Generalversammlung des Damenturnvereins wurden alle Mitglieder informiert. «Die Begeisterung war sofort gross.»

Fast alle Einsätze abgedeckt
Und sie ist es immer noch, je näher der Startschuss des Laternenwegs kommt, umso mehr. Das drückt sich in etwa darin aus, dass schon fast alle der 50 Einsätze für Helferinnen und Helfer abgedeckt sind. Die braucht es vor allem, weil auch der Laternenweg mit einem Beizli kombiniert sein wird – an der Kreuzung im Weiler Muri Hasli. «Weildas gemütliche Beisammensein ein wichtiger Teil ist», betont Barbara Lang. Warme und kalte Getränke, Suppe und Wienerli werden angeboten.

Laternen, Geschichte und Rätsel
Ein Weg draussen in der Natur, bei winterlichen Temperaturen – Barbara Lang findet das ein tolles Konzept. Kombiniert mit Lichtern und Laternen sowieso. «Gerade in der vorweihnachtlichen Zeit verfallen viele der Hektik. Sich Zeit nehmen und zu Fuss, draussen miteinander unterwegs zu sein, ist doppelt wichtig.» Darum sei es ihr und den drei anderen OK-Frauen ein grosses Anliegen, dass die Geschichte einesThemenwegs im Advent in Muri weitergeht. Rund 1,8 Kilometer lang ist der Rundweg – mit von Marco Schriberhand gesägten Laternen ausgestattet. Start ist beim Brüggli über die Bünz beim Parkplatz Bachmatten in Richtung Hasli. Die Route führt via Hasli in Richtung Murimoos auf der Koloniestrasse. Wer mit Rollstuhl oder Kinderwagenunterwegs ist, kann dank einer kleinen Abkürzung auch am Angebot teilnehmen. Wer zu Fuss ist, kann den längeren Weg via Wald zurück zum Hasli unter die Füsse nehmen. Wie es zu dieser Route kam? «Wir sind mehrere Möglichkeiten abgelaufen», erzählt Barbara Lang. Die nun definierte Route sei ideal. «Gerade auch mit dem nahen Parkplatz.» Auf dem Weg sorgen Laternen für vorweihnachtliche Stimmung. Unterhalten werden die Besucherinnen und Besucher dabei mit einer Geschichte. Die Organisatorinnen haben extra eine berndeutsche Geschichte ins Hochdeutsche übersetzt. Zudem gibt es verschiedene Rätsel. «Damit nicht nur die Kleinsten, sondern auch ältere Kinder und Erwachsene gefordert sind», meint Barbara Lang. Rund zwölf Stationen gibt es auf dem 1,8 Kilometer langen Weg.

Samichlaus und Chor der Volkshochschule treten auf
Eröffnet wird der Laternenweg am Samstag, 29. November. Bis Ende Jahr ist er jeweils am Freitag, Samstag und Sonntag, von 17.30 bis 21.30 Uhr geöffnet. Das Laternenbeizli lädt jeweils am Freitag und Samstag zum gemütlichen Miteinander ein. Zudem sind Anlässe geplant, am 6. Dezember besucht der Samichlaus das Beizli, am 19. Dezember singt der Chor der Volkshochschule. Die Organisatorinnen hoffen, an den Erfolg des Lichterwegs anknüpfen zu können. Dabei geht es nicht um finanziellen Gewinn.«Sondern darum, der Bevölkerung etwas zu bieten, den Kleinen und den Grossen», betont Barbara Lang. Dass sich der Verein präsentieren könne, sei ein schöner Nebeneffekt. «Und wenn durch den Beizli-Betrieb die Unkosten gedeckt werden können, freuen wir uns natürlich auch.» Die Vorbereitungen zum ersten Laternenweglaufen auf Hochtouren. Die Laternen sind gesägt, erste Einkäufe fürs Beizli gemacht. Werbeblachen und so weiter sind gestaltet. Geschichte und Rätsel müssen noch finalisiert und Werbung gemacht werden. «Die To-do-Liste wird aktuell kaum kürzer», meint Barbara Lang und lacht. Die Arbeit mache Spass. «Ich organisiere gerne. Etwas auf die Beine zu stellen, was den Leuten Freude bereitet, das erfüllt uns alle.» Entsprechend gross ist die Vorfreude darauf, wenn es am 29. November losgeht.

Sonntagsbrunch im Murimoos

Murimoos, jeden Sonntag 2025 ab 9:00 bis 11:30 Uhr.

Ausgiebig Schlemmen mit der ganzen Familie Die kommenden kälteren Tage bei einem gemütlichen Sonntagsbrunch im Café Moospintli geniessen.

Freiämterweg

Freiamt, ganzjährig begehbar

Der regionale Natur- und Kulturwanderweg Ausgeschildert mit den hellbraunen Kultur-Wanderwegweisern mit der entsprechenden Orts- und Freiämter-Wappen. Über 50 Informationstafeln informieren den Gast zu Geschichte, Geografie und Sehenswürdigkeiten.

Die Sommerferien versüsst mit dem Ferienpass

Dietwil
48 Schülerinnen und Schüler der ersten bis sechsten Klasse haben sich für den Ferienpass einge­ schrieben. In der ersten Augustwoche durften sie an den unterschiedlichsten Kursen teilnehmen.

Sechs engagierte Frauen aus dem Dorf organisieren bereits seit über zehn Jahren eine Ferienpasswoche für die Schüler. Auch dieses Jahr standen viele Ideen im Raum, und so organisierte das gut vernetzte Team unterschiedli­che Kurse. Es wurde gebastelt mit allen möglichen Materialien, tierische Erleb­nisse auf dem Ponyhof, dem Bauernhof oder im Tierpark genossen, Sportarten ausprobiert wie Golf, Bogenschiessen oder Seilziehen. Das sind nur einige aus der kunterbunten Vielfalt. Die inte­ressierten Kinder konnten sich ein­schreiben und für den bezahlten Bei­trag je acht Kurse wählen. Insgesamt konnten 26 Kurse durchgeführt wer­den, die einen aufgrund des grossen Andrangs sogar mehrfach.
Drei dieser Kurse, die alle in Dietwil auf dem Schulhausplatz durchgeführt wurden, beweisen auf liebenswerte Art und Weise, wie viel Freude das Enga­gement des Ferienpassteams möglich macht.

Rund ums Velo
Hochkonzentriert und voll bei der Sa­che waren die sieben Jungs, die am Veloflickkurs teilnahmen. Um den Tisch herum waren sie geschart und schauten dem Profi zu, wie er einen Velopneu von der Felge nahm und den Schlauch ersetzte. «An diesem Kurs lernen die Kinder zum einen die Grundbegriffe des Velos. Wie funktio­niert der Antrieb, wie stelle ich die Übersetzung ein, was ist zu tun, wenn die Kette herausfällt oder ein Pneu platt ist», informiert Fredy Ceccon vom Velofachgeschäft, das den Kurs durch­führte.
Die Kinder lernten, wie ein Loch im Pneu oder Schlauch geflickt werden kann, wie man ein Velo richtig hinle­gen soll, wenn es keinen Ständer hat und natürlich auch, wie man es richtig aufpumpen soll.
Mit Velos aus dem Fachgeschäft durften sie einen Parcours abfahren. «Das haben die Fahrradhändler aufge­baut», erzählte die Betreuerin vom Fe­rienpass, Cecile Wieldraaijer. «Meine Mutter wollte, dass ich diesen Kurs besuche. Ich hätte nicht gedacht, dass es so cool ist», meint einer der Schüler. «Mein Velo war einmal kaputt und mein Vater hat es repariert. Und nächs­tes Mal muss ich es reparieren. Jetzt kann ich das», sagte ein weiterer klei­ner Kursbesucher.

Makramee-Schlüsselanhänger
Sie sassen um den Tisch und hörten aufmerksam zu. Die Knüpfkursleiterin Corina Rogger hatte, das benötigte Ma­terial mitgebracht. Da lagen grosse, unterschiedlich farbige Garnrollen auf dem Tisch. «Es braucht schon etwas dickeres Garn für einen Schlüsselan­hänger>>, wusste auch die Ferienpass­Verantwortliche vor Ort, Cindy Schwar­zenberger. Diverse fertig geknüpfte Anhänger zur Ansicht, einige Scheren und Kämme, Malerklebeband sowie Karabinerhacken lagen auf dem Ar­beitstisch. Mit zwei langen Garnfäden startete das Abenteuer in die alte orientalische Knüpfkunst. Die Farb­auswahl war individuell und der erste Knoten einfach erklärt: «Eine Vier le­gen, unten durch und oben drüber, die Chili-Fäden straff halten und wenn möglich immer gleich fest anziehen.»

« Diese Woche voller
spannender Kurse ist so
wertvoll für die Kinder.»
IRIS ROHRER, FERIENPASS-TEAM

Wer das versteht, ohne es gesehen zu haben, der ist super. Die flinken Hände hielten das Garn, und flugs war der erste gezwirbelte Anhänger fertig. «Er ist so gedreht, weil wir den Knoten immer auf derselben Seite machten.» Insgesamt konnten die Schüler, je nach Arbeitstempo vier bis fünf Anhänger machen mit dem Abschlussknoten und mit ausgekämmten Fransen. Der ein­zige Junge neben den sieben Mädchen meinte: «AJso einen mache ich für Mami, einen anderen für den Velo­schlüssel.» Es wurde auch rege darü­ber diskutiert, wie lange die geknüpfte Sache denn werden könne, damit das auch noch in der Hosentasche Platz hat.

Blumengestecke
Zwei Kurse fanden direkt hintereinan­der statt. Jeweils sechs Mädchen wur­den in die Geheimnisse des Blumen­steckens eingeweiht. Die anwesende Kursleiterin und Floristin, Carla Elmi­ger, zeigte geduldig, welche Arbeits­schritte zu tun sind. Zur Verfügung standen diverse grüne Blätter für den Rand, Blumen wie zum Beispiel Lö­wenmäulchen, Steinnelken, Sonnen­blumen, Hortensien oder Dalien in leuchtenden Farben. Die Kreationen durften sich sehen lassen.
Als zweite Arbeit durften die Mäd­chen einen Loop mit Trockenblumen dekorieren. Dafür bekamen sie einen weissen Ring von zirka 15 Zentimeter Durchmesser, Deko-Floristik-Schnur und trockene Blüten und Blätter wie Lavendel, Eukalyptus, Schleierkraut und weitere.
«Der fertige Loop eignet sich als Deko zum Aufhängen und kann jahre­lang schön bleiben.» Die grösseren Schülerinnen, die nun den Übertritt in die Oberstufe machen, meinten zum Kurs: «Ich mache mir jetzt schon Ge­danken darüber, was ich mal werden will. Etwas mit Blumen oder Tieren würde mir gefallen. Darum habe ich jetzt diesen Kurs gewählt.» Oder: «Blu­men sind meine Lieblingspflanzen, da­rum mache ich diesen Kurs.»
Iris Rohrer vom Ferienpassteam ist überwältigt von der gelungenen Wo­che. «Dank den vielen spontanen Spon­soren konnten wir spannende Kurse anbieten. Das ist so wertvoll für die Kinder.»

Kulturhaus Küngsmatt feierlich eingeweiht

Bei hochsommerlichen Temperaturen wurde am 14. Juni 2025 das Kulturhaus offiziell eingeweiht – mit Musik, Apéro und einem Brunnen aus der Eiszeit. Einst als kleines Projekt angedacht, strahlt es heute als kultureller Treffpunkt.

«Luzern hat das KKL, wir die Miniaturform davon – unser Kulturhaus.» Mit spürbarem Stolz eröffnete Gemeinderat Pius Vogel um kurz nach 10 Uhr die Feierlichkeiten im festlich geschmückten Küngsmattsaal. Die ganze Bevölkerung war eingeladen, gemeinsam anzustossen und die Räumlichkeiten zu besichtigen. 17 Jahre sind vergangen, seit der Grundstein zur Neugestaltung des Areals Ammannsmatt-Küngsmatt gelegt wurde. Im Rahmen eines Architekturwettbewerbs setzte sich damals das Projekt «Trifolium» des Architekten Stefan Häuselmann durch – ein Entwurf, der seither etappenweise verwirklicht wurde.

Gemeinschaftsprojekt
«Anfänglich wollten wir als Besitzerin der Parzelle ein eigenes, kleineres Projekt realisieren», erinnerte sich Josef Villiger, Vertreter der Katholischen Kirchgemeinde, in seiner Ansprache. «Wir merkten aber schnell, dass unsere Mittel dafür nicht ausreichen würden.» So suchte man die Partnerschaft mit der Einwohnergemeinde, und gemeinsam entwickelte man das rund 14-Millionen-Franken-Bauvorhaben. Gemeindeammann Josef Huwiler lobte die enge Kooperation: «Das ist mehr als eine Win-Win-Situation. Es hält uns zusammen.»

Der pinkfarbene Schlüssel
Auch Architekt Stefan Häuselmann zeigte sich bewegt und dankbar für das langjährige Vertrauen, das ihm entgegengebracht wurde. Bereits 2013 konnte er im Rahmen desselben Projekts die Mehrzweckhalle Ammannsmatt realisieren. Mit dem neuen Kulturhaus ist nun ein weiterer Meilenstein vollendet. Symbolisch überreichte er den Bauherren pink verpackte Bücher in Form eines Schlüssels – sein Beitrag zur Bibliothek und ein augenzwinkernder Verweis auf die pinkfarbenen Wände der Garderoben in der Mehrzweckhalle, die damals für reichlich Gesprächsstoff gesorgt hatten.

Fortsetzung im Anzeiger Oberfreiamt, Ausgabe vom 20. Juni 2025, Seite 2

Netzwerkanlass Auenrenaturierung Reussegg

Der Netzwerkanlass bei der Aue Reussegg mit anschliessendem Apéro riche beim Hestar Hof Heller war ein voller Erfolg.
Gesamprojektleiter von Kanton und Pro Natura Aargau nahmen uns auf eine Führung mit und stellten das Auenprojekt «Renaturierung Sins Reussegg» vor. Die Renaturierung und das Schaffen von dynamischen Lebensräumen ist nicht nur sinnvoll, sondern sieht auch grossartig aus. Eine echte Perle im Freiamt. Wir danken für die rege Teilnahme.

Eine Region voller Perlen

Abschluss der Mitmach-Aktion «Entdecke Freiamt.Mittendrin»

Von Juli bis November war reger Betrieb rund um das regionale Impulsprogramm «Freiamt. Mittendrin»: Perlen suchen, Wettbewerbe mitmachen, sich in der Community austauschen – so durfte die Bevölkerung auf verschiedenen Kanälen die Region inspirierend erfahren.

Die öffentliche Sammlung sogenannter Perlen im Rahmen der Kampagne «Entdecke Freiamt.Mittendrin» hat gegen 80 Beiträge erreicht. Aus diesen Einsendungen aus der Bevölkerung wurden zum Abschluss der Kampagne drei Gewinner ausgelost, die mit Preisen beglückt werden. Der Regionalplanungsverband Oberes Freiamt als Organisator freut sich darüber, vielseitige Preise wie Wanderführer, Konzerttickets oder Gutscheine aus der Region verteilen zu dürfen.

Perlensammlung bleibt bestehen

Von Aussichtspunkt über Ausstellung bis Veranstaltung: Unvergessliche Erlebnisse und attraktive Örtlichkeiten sind bequem auf der Website www. freiamt-mittendrin.ch abrufbar. Die während der Kampagne gesammelten Perlen bleiben auf der Website als zentrale Plattform für die Bevölkerung noch eine Zeit lang öffentlich zugänglich. Ein Besuch lohnt sich.

Posts, Storys und Reels – liken, kommentieren und swipen. Dies heisst es seit Juli auch für das Obere Freiamt. Auf Instagram, Facebook und LinkedIn zeigt sich das Impulsprogramm «Freiamt.Mittendrin» in Social-Media-Manier lebendig, vielfältig und sympathisch wie in real. Diese Plattformen bieten ideal die Möglichkeit zum Austausch und laden unter @freiamt.mittendrin zum Vernetzen und Inspirieren ein.

Ein Hoch auf das Obere Freiamt

Zum Impulsprogramm ziehen die Organisatoren ein positives Fazit und danken allen Beteiligten. Der Blick zurück auf die Aktion «Entdecke Freiamt.Mittendrin» gefällt: Zahlreiche neue Impulse wurden vermittelt, welche die Region Oberes Freiamt beziehungsweise ihre Bevölkerung freudig aufgenommen und sich durch die rege Beteiligung von der echten, abwechslungsreichen und faszinierenden Seite gezeigt haben. Ein Gewinn für alle.

Wenn die ganze Welt im Dunkeln liegt

Mühlau Regional bekannt sind die Geschwister durch ihr kulturelles Wirken und ihre Liebe zur Ländlermusik. Oskar Betschart und Edith Sidler leben beide mit einer fast 100-prozentigen Blindheit und doch sehen sie mehr als viele ihrer Mitmenschen.

IRIS CAGLIONI

Am 15. Oktober fand der nationale Tag des weissen Stocks statt. Er ist das klassische Hilfsmittel von Menschen mit einer Beeinträchtigung der Augen. Oskar und Edith sind auch mit diesem weissen Stock unterwegs. Sie sind zwei von fünf Kindern und kamen schon mit prägnant eingeschränkter Sehkraft zur Welt. Ihre Eltern und Geschwister hingegen sehen alle aussergewöhnlich gut. «Die anderen haben Adleraugen, erwischt mit dieser Erbkrankheit hat es nur uns», meint Oskar lachend und doch schwingt auch ein bitterer Hauch in der Stimme mit. Rabenschwarz ist ihre Welt jedoch nicht. Oskar nimmt wahr, wenn die Umgebung beleuchtet ist oder wenn das Licht gelöscht wird. Edith ihrerseits hat noch einen Sehrest von zwei Prozent, sie kann nebst hell und dunkel noch ganz schwach Umrisse erkennen. Die Sehkraft von Oskar liess in der Pubertät stark nach, bei Edith erst später.

Oskar Betschart ist 40-jährig, Ehemann und Vater von zwei Söhnen
«Bilder von früher habe ich sehr stark verinnerlicht. Ich bin froh, in der Kindheit so viel gesehen zu haben, dass ich weiss, was grün oder rot ist. Farben und Formen kenne ich und ich denke, in Mühlau finde ich mich noch gut zurecht. Wie Mühlau aussieht, weiss ich noch gut, die Kirche, die Strassen. Also ich sehe natürlich nur das Mühlau von früher. Meine Geschwister sind immer noch kleine Kinder und meine Mutter sehe ich vor mir, wie sie vor rund 30 Jahren war – jung und schön.» Heute arbeitet er bei der Firma Lam-In Bau AG in Mühlau und kann etwas mit seinen Händen fertigen. Das wollte er schon immer.

Edith Sidler ist 37-jährig, Ehefrau und Mutter von zwei Söhnen
«Bis vor wenigen Jahren konnte ich meinen Bruder bei Auft itten auf die Bühne führen. Heute sehe ich zu wenig, um das noch zu tun. Ich bin Mutter von zwei Buben. Der kleinere ist richtig modeaffin Er sagt mir aufrichtig, wenn mir ein Kleidungsstück gut steht oder nicht und ob die Farbe zu mir passt.» Edith ist Vollzeithausfrau und kocht im Durchschnitt für sechs bis acht Personen. «Die Handgriffe sitzen, ich weiss, wo alles seinen Platz hat – das ist wichtig bei nicht sehenden Personen. Der Einkauf des täglichen Bedarfs an Frischprodukten wie Milchprodukte, Brot oder Salat erledige ich selbständig im Dorf.» Seit zehn Jahren lebt sie mit ihrer Familie in Hagendorn, dort im Dorfl – den kennt man sie. Alle zwei Wochen bekommt sie Hilfe für den Grosseinkauf. Dafür und für eine Putzhilfe bekommt sie eine Entschädigung der IV.

Selbes Schicksal, ähnliche Lebenswege
Oskar und Edith haben einen Altersunterschied von drei Jahren. Beide besuchten die Sonderschule Sonnenberg in Baar, die damals eine reine Blindenschule war. Sie schlugen später einen ähnlichen berufli hen Weg ein und waren in der Personalrekrutierung zuhause. «Mein Plus in diesem Beruf war, dass ich die Menschen nicht nach ihren Äusserlichkeiten vorverurteilte – ich musste mich immer auf meine anderen Sinne verlassen», sagte Oskar und auch Edith bestätigte dieselbe Erfahrung. «Abtasten, wie es in Hollywood gezeigt wird, das machen wir nicht. Wir sehen aber sehr viel mit den Ohren und der Nase.»

Fröhliche Naturelle – aber nicht immer
Sieht man sie in der Öffentli hkeit, wirken sie trotz ihres Schicksals fröhlich. Im Innern ist es nicht immer so. Was Edith am meisten zu schaffen macht, ist der Umstand, dass sie ein Leben lang auf die Hilfe anderer angewiesen sein wird. Die Digitalisierung und die rasante Entwicklung der Technik ist für sie Fluch und Segen zugleich. Obwohl am iPhone die Apps sprechen können, ist alles, was mit Touch-Screen bedient wird, schwierig bis unmöglich für sie. Heute gibt es Homepages, die angepasst sind mit einer Sprachausgabe, die sind aber wenig verbreitet. In der Schule lernten sie die Brailleschrift, die auch an der Computertastatur zur Verfügung steht. So ausgestattet sind beispielsweise die Tasten in Aufzügen. Edith erzählt: «Im Grund tasten wir uns durchs Leben. Vom ersten Moment an, wenn ich am Morgen aufstehe, muss ich alles ertasten – jeder Handgriff, jeder Schritt braucht meine volle Konzentration. Wir haben viele Freunde, die sehend sind. Und weil wir so dazugehören, geht auch mal vergessen, dass wir nicht einfach aufstehen und mitlaufen können – wir brauchen für alles mehr Zeit. Das ist einerseits eine Komplikation und andererseits ein Kompliment für uns.»

Ihre Musik ist regional bekannt Seit ihrer Kindheit sind die beiden Geschwister passionierte Schwyzerörgeli- Spieler und damit sind sie regional bekannt. Zusammen gründeten sie das Schwyzerörgeliduo Betschart. Heute heissen sie offiziel Schwyzerörgelitrio Betschart, denn schon seit längerem ist ihre Mutter Luzia, ebenfalls in Mühlau wohnhaft, mit von der Partie. «Wir sind glücklich, dass unsere Mutter mit uns musiziert.» Studieren sie ein neues Stück ein, dann hören sie es ab einem Tonträger. Danach wird einfach geübt, bis die Finger die richtigen Knöpfe finden. «Das ist kein Problem für mich, denn ich übe nur neue Stücke ein, die mir auch gefallen, dann geht das gut», lacht Oskar.

Der Umgang mit blinden Menschen
Beide bewegen sich in der Öffentli hkeit mit dem weissen Stock. In der bekannten und gewohnten Umgebung geht das auch sehr gut. Sie danken den hilfsbereiten Mitmenschen, die sie auf der Strasse antreffen. Berührungsängste sind keine da. «Mich am Arm berühren und mich fragen, ob ich Hilfe beim Überqueren der Strasse brauche, das darf jeder tun. Nicht so toll ist es, wenn mich jemand mit Schwung packt und mitreist», sagte Oskar. Was für den sehenden Menschen selbstverständlich ist, kann für die Geschwister ein Hürdenlauf werden. «Wir spüren die Blicke auf uns, wenn wir angestarrt werden – zum Beispiel im Restaurant, weil wir vielleicht nicht so schön essen.» Beide sind ihren Eltern dankbar dafür, dass sie in der «normalen Welt» aufwachsen und lernen durften. Edith ist aber heute auch um einen Meinungsaustausch mit anderen nicht sehenden Menschen bemüht.

Als Schwyzerörgelitrio Betschart sind sie in der ganzen Region bekannt. Trotz ihres Schicksals sind sie fröhlich unterwegs.
Oskar Betschart und seine Schwester Edith Sidler am Schwyzerörgeli. Ihre Mutter Luzia Betschart spielt den Bass.

Aussichtspunkt Horben

Die Aussichtsebene ist ein äusserts beliebtes Ausflugsziel zu jeder Jahreszeit. Ob Schlitteln, Langlauf, Wandern, Biken, oder einfach ein feines Zmittag oder Dessert im hervorragenden Restaurant geniessen.